Propriorezeption und deren gezielte Ausschaltung
Die Propriorezeption, oft auch „sechster Sinn“ genannt, hat fundamentale Bedeutung für uns Menschen, auch wenn wir uns deren Existenz meist nicht bewusst sind. Im Allgemeinen wird versucht, die propriorezeptiven Fähigkeiten des Menschen zu entwickeln, was eine bessere Eigenwahrnehmung unseres Körpers ermöglicht.
Welchen Nutzen allerdings eine gezielte Ausschaltung der Propriorezeption für den Menschen bringt und wie man zu diesen neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen gelang, lesen Sie in diesem Artikel.
Propriorezeption – die Eigenwahrnehmung unseres Körpers
Propriorezeption (von lateinisch proprius ‚eigen’ und recipere ‚aufnehmen’), auch Propriozeption genannt, bezeichnet die Wahrnehmung des eigenen Körpers nach dessen Lage und Bewegung im Raum.
Ohne die Propriorezeption wäre eine koordinierte körperliche Bewegung nicht möglich – und doch ist die Propriorezeption, auch Tiefensensibilität genannt, noch wenig erforscht. [1]
Gestörte Propriorezeption
Eine ausgeprägte Eigenwahrnehmung seines Körpers kennzeichnet den gesunden Menschen. Wenn die uns angeborene Eigenwahrnehmung des Körpers gestört ist (z.B. durch Medikamente, neurologische Erkrankungen oder Traumata), dann wird versucht, die propriorezeptiven Fähigkeiten durch entsprechende Maßnahmen wiederzuerlangen, z.B. durch propriorezeptives Training. Eine gestörte Propriorezeption hat nicht selten schwerwiegende Folgen für unser Selbstbefinden.
Gezielte Ausschaltung der Propriorezeption
Wie schon erwähnt, ist die Verstärkung der Propriozeption das Ziel vielen Tuns in den verschiedensten Bereichen des Lebens (Rehabilitation, Hochleistungssport u.a.).
Was nun aber, wenn man entgegengesetzt diese Propriorezeption vermindert oder vollständig ausschaltet? Die Eigenwahrnehmung ist uns angeboren, und bisher war nicht bekannt, diese auf irgendeine Art und Weise auszuschalten (außer bei Narkose).
Diesem Phänomen bin ich in meiner praktischen Tätigkeit vor einiger Zeit „zufällig“ auf die Spur gekommen. Ich entdeckte einen manuell herbeiführbaren Effekt, der es erlaubt, die Propriozeption vollständig auszuschalten. Dieser Effekt kann in der Praxis sehr nützlich angewendet werden, was in den nachfolgenden drei Beispielen kurz beschrieben ist.
Praktische Anwendung
1. Verkürzung der Rehabilitation nach Gipsabnahme bei Frakturen
Im Kapitel Merkmale der kausalen Therapie des Haltungs- und Bewegungsapparates werden Schutz- und Hilfsmechanismen der Natur erwähnt, die unserer Körper eigentlich nicht mehr benötigt. Die Ausschaltung bzw. das Nichtanlaufen bestimmter Schutzmechanismen (Notfallprogramme) kann zur wesentlichen Verkürzung einer Therapie führen. So auch hier im Falle der Rehabilitation bei Frakturen nach der Gipsabnahme.
Die Ursache für die relativ lange Rehabilitationszeit nach der Gipsabnahme (etwa ein Monat, auch länger) liegt in der Existenz eines Notfallprogramms, das uns Menschen (und auch Tieren) eigen ist. Durch gezielte Ausschaltung der Propriorezeption kann jedoch verhindert werden, dass dieses Notfallprogramm anläuft.
Bei Knochenbrüchen erfordert die Rehabilitation nach der Gipsabnahme heute in der Regel 12 bis 18 Behandlungen, um wieder eine vollständige Beweglichkeit des betroffenen Gelenks zu erreichen. Bei gezielter Ausschaltung der Propriorezeption jedoch kann die Rehabilitation auf etwa 5 Behandlungen verkürzt werden! Somit kann beispielsweise ein Fußballer nach 3–4 Tagen nach der Gipsabnahme wieder spielen. Unter bestimmten Voraussetzungen ist es sogar möglich, mit nur einer Behandlung nach der Gipsabnahme die vollständige Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen.
Möchtest du erfahren, wie man die Rehabilitationszeit nach der Gipsabnahme von 4 bis 6 Wochen auf lediglich 3 – 4 Tage verkürzen kann?
Unser populärwissenschaftliches Buch “Affen kennen keinen Gips” ist bei Amazon erschienen. Darin wird dem Leser eine kleine Entdeckung in der Medizin auf einfache und verständliche Weise vorgestellt.
Das Buch eignet sich hervorragend als Geschenk für all jene, die den Wunsch und Interesse haben, Neues über den Menschen und sich selbst zu erfahren.
Das Buch findest du bei Amazon unter dem Link: https://www.amazon.de/dp/B0DHV5K7BL
2. Torticollis spasticus (Schiefhals) bei Säuglingen
Die Propriorezeption beinhaltet die Wahrnehmung des Körpers zur Umwelt. Wird dies durch Traumata in irgendeiner Form gestört, entsteht auch eine Fehlentwicklung der Propriorezeption im heutigen Sinne in der modernen Gesellschaft zum Nachteil des Körpers.
Bei Säuglingen, vor allem nach Zangengeburten , entsteht eine Blutung in den Musculus sternocleidomastoideus, was zum Schiefhals führt. Durch Ausschaltung der Propriorezeption kann man dort effektiv, schnell helfen.
3. Schleudertrauma nach einem Verkehrsunfall
Eine weitere Anwendung bezieht sich auf Schleudertrauma. Nach Auffahrunfällen ist ganz typisch: eine Veränderung der Halswirbelsäule in Bezug auf Schmerzen durch eine Fehlsteuerung der Propriorezeption. Massage ist in diesem Fall absolut ungeeignet. Eine Ausschaltung der Propriorezeption bedeutet eine wesentlich schnellere Abheilung der Symptomatik.
____________________________
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Ausschaltung der Propriorezeption immer dann sinnvoll ist und eine wesentliche Veränderung und/oder Verkürzung der Therapie bewirkt, wenn eine erhöhte Muskelspannung eine Bewegung verhindert.
Die Entdeckung der hier beschriebenen Ausschaltung der Propriorezeption ging einher mit der Entstehung meiner Methodik der kausalen Therapie des Haltungs- und Bewegungsapparates.
Ich wende den Effekt der gezielten Ausschaltung der Propriorezeption seit einigen Jahren erfolgreich in meiner praktischen Tätigkeit an.
Wenn Sie mehr über diese medizinische Entdeckung erfahren möchten, dann wenden Sie sich vertrauensvoll an uns.
Quelle:
1. Propriozeption: Was wir über unseren „6. Sinn“ wissen sollten – https://www.nationalgeographic.de/wissenschaft/2020/09/propriozeption-was-wir-ueber-unseren-6-sinn-wissen-sollten